Über Vertrautes und neue Chancen

Warum fällt es uns manchmal so schwer loszulassen und Neues anzunehmen? Warum stoßen Veränderungen oft auf so viel Widerstand?

Vertrautes gibt Stabilität

Wenn etwas endet und etwas Neues beginnt, geht das oft mit gemischten Gefühlen einher. Vertrautes gibt Stabilität und Veränderungen bedeuten immer, das Vertraute für etwas zu verlassen, von dem man nicht weiß, wie es sein wird (Boden, 2013). Bei Veränderungsprojekten in Unternehmen ist dies zum Beispiel oft einer der Gründe für Widerstand (Rodenstock, 2007; Boden, 2013). Wenn die Veränderung von außen kommt und nicht aus der eigenen Motivation heraus entstanden ist, wird sie auch oft als Kritik an dem bisher gemachten und geleisteten gesehen (Werry, 2012). Auch im Privatleben lässt sich das beobachten. Wenn ein/e PartnerIn zum Beispiel normalerweise das Kochen übernimmt und der/die andere vorschlägt, doch mal was Neues auszuprobieren. “Ich hab da mal letzens Paella probiert. So was könntest du doch auch mal machen.” – Reaktion: “Soll das etwa heißen, was ich sonst koche, schmeckt dir nicht???”

Veränderung ist Abschied und alltäglich

Jede Art von Veränderung ist auch eine Art Abschied und erfordert ein Loslassen von Altbekanntem. Egal, ob die Kinder ausziehen oder im Büro auf ein Computersystem umgestellt wird. Das Leben ändert sich kontinuierlich. In der Arbeitswelt sind die Unternehmen am erfolgreichsten, die besonders gut mit Veränderungen umgehen können und verstanden haben, dass diese besonders in der heutigen Zeit zum Alltag gehören. Allgemein tun sich die Personen leichter, die flexibel auf neue Anforderungen reagieren können. Denn die Frage ist nicht, ob es Veränderungen geben wird oder nicht. Die Frage ist, welche Veränderungen es sind und ob wir sie aktiv angehen oder uns sozusagen passiv verändern lassen.

Veränderungsbereitschaft als Erfolgskonzept

Wussten Sie zum Beispiel, welches Produkt Nintendo anfänglich verkaufte? Das Unternehmen wurde 1889 in Japan gegründet und stellte “Hanafuda”, japanischen Spielkarten mit Blumenmotiven her. Dazu kamen mit der Zeit andere Spielkarten, ab 1963 auch andere Spiele. Nach mehreren elektronischen Spielen wurde 1989 der Game Boy eingeführt, später folgte die Wii.

Nintendo hat sich nicht auf sein Produkt Spielkarten versteift. Sie haben ihr übergeordnetes Ziel, nämlich Produkte zu erschaffen, die Menschen unterhalten, nie aus den Augen verloren. Sie sind Veränderungen aktiv angegangen und haben neue Möglichkeiten und Chancen genutzt. Anfangs waren Spielkarten die gewünschte Unterhaltung ihrer KundInnen, ein Jahrhundert später war es der Game Boy. Hätten sie die Veränderungen dieses Jahrhunderts nicht aktiv mitgeformt, würde heute vermutlich niemand dieses Unternehmen kennen.

Feiern, was bisher war

Was kann dabei helfen, Neues aktiv anzugehen? Eine Möglichkeit ist das Feiern des Bisherigen und das bewusste Abschied nehmen. Wenn in meiner Arbeit ein Projekt, eine Medation oder ein Coaching endet, geschieht dies immer mit ein bisschen Wehmut. Denn es macht mir Spaß mit meinen KlientInnen zu arbeiten und an ihren Erfolgen teilhaben zu können. Da macht es mich ein bisschen traurig, mich von ihnen zu verabschieden.

Und gleichzeitig freue ich mich riesig! Denn ich weiß, dass sie mit einem vollbepackten Rucksack an Erkenntnissen, Ressourcen und Werkzeugen weitergehen. Sie haben sich so viel erarbeitet, sind so weit gekommen und ich weiß, dass sie mit ihren Stärken und ihren Kompetenzen bestens auch ohne mich auskommen. Und genau das ist ja das Ziel meiner Arbeit!

Bei größeren Veränderungen ist es wichtig, zu sehen, woher man gekommen ist und den bisherigen Weg mit allen Auf und Abs zu würdigen, um das Vertraute loszulassen und Platz für Neues zu schaffen. Also feiert die bisherigen Erfolge, würdigt eure Bemühungen und freut euch auf die neuen Möglichkeiten! 🙂

Ich freue mich über eure Kommentare!

 

Quellen:

Boden, M. (2013). Mitarbeitergespräche führen – Situativ, typgerecht und lösungsorientiert. Imprint: Springer Gabler, Wiesbaden
Rodenstock, B. (2007). Erfolgsfaktor Veränderungsbereitschaft – “Weiche” Faktoren in Projekten messen und steuern. OrganisationsEntwickung (4), S. 14–24
Werry, K.-D. (2012). Führung -Auf die letzten Meter kommt es an. Springer Gabler: Wiesbaden

7 thoughts on “Über Vertrautes und neue Chancen”

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  2. Mir hilft es, wenn ich mir bei Veränderungen nach und nach alles Positive der neuen Situation suche. Das scheint anfangs bei manchen Veränderungen zwar schier unmöglich, doch dann erkennt man selbst oder auch im Gespräch mit anderen, dass es ganz viel Entwicklungsfortschritt bieten kann, wenn man die Komfortzone auch mal verlassen muss.

    1. Elisabeth Krüger

      Vielen Dank für deinen Kommentar, Thomas! Bitte entschuldige die späte Antwort, dein Kommentar wurde mir im System irgendwie nicht angezeigt.
      Entwicklung gibt es eben nur durch Verlassen der Komfortzone. Mir gefällt dein Zugang sehr gut, auch wenn er nicht einfach ist, da du selber handelst und das Beste aus der Situation machst. Echt super!

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  5. Vertrautes los lassen und auf Neues eingehen ist für mich ein sehr wichtiges Thema. Mir fällt es oft schwer Veränderungen zu zulassen und deshalb freut es mich jedes Mal sehr, wenn ich es wieder geschafft habe, Neues auszuprobieren und bin stolz auf mich, die Veränderung gewagt zu haben. Oft ergeben sich dann wirklich ganz neue Wege, an die ich vorher noch garnicht gedacht bzw. für unmöglich gehalten habe. Veränderungen gehören zum Alltag. Ich finde dadurch bleibt das Leben spannend und dynamisch. Danke für den anregenden Artikel.

    1. Elisabeth Krüger

      Vielen Dank für deinen Kommentar, Ines! Du kannst wirklich stolz auf dich sein, wenn du es schaffst, Veränderungen aktiv anzugehen, obwohl es dir schwerfällt! Manchmal ist es ja auch gut, wenn sich bei uns innerlich was gegen die Veränderung sträubt. Denn nicht alle Veränderungen sind das Richtige für uns und unsere Situation. Aber wie du sagst, Veränderungen gehören einfach zum Alltag und machen das Leben auch spannend. Daher ist es super, wenn man es schafft, sich nicht grundsätzlich gegen Veränderungen zu wehren und offen zu sein für neue Möglichkeiten!

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